Der meistgelesene Kulturblog der Hauptstadt – mit Kurzkritiken zu Theater, Tanz, Performance, Oper, Kunst, Kino und Literatur: bemerkenswert, sehenswert, hörenswert.
The ultimate culture blog — reviewing theatre, dance, performance, opera, art, film and literature: most widely read and much valued. Find out what‘s on.
Direkt und unmittelbar verkörpert Burak Hoffmann den Fremden, die Figur des Gestrandeten, des Ausgeworfenen, des Obdachlosen, mitten im Publikum des dichten Theaterraums im tik. Er bringt Regenwasser, Blut, Schweiß und Tränen so dich heran, dass keiner ihm entkommt. Man spürt einerseits, dass Burak Hoffmann sein Herzens(diplom)projekt, den Monolog von Bernard-Marie Koltés, schon über 40 mal gespielt hat (Theater Oberhausen Trailer) und gleichzeitig entsteht er frisch, als hätte der französische Autor ihm gerade den Text eingeflüstert. Mit einer Spielfreude, die ansteckt.
Noch immer hat uns dieser, 1976 in Avignon uraufgeführte, Text etwas zu sagen. Noch immer haben wir die Ränder der Gesellschaft, die Menschen aussondern, ausstoßen und nicht mehr einlassen. Mehr noch durchziehen heute Gräben oder Meinungskorridore manchmal Familien, Länder oder Kontinente, die Menschen isolieren oder ihnen die Teilhabe verweigern.
Direkt und unmittelbar verkörpert Burak Hoffmann den Fremden, die Figur des Gestrandeten, des Ausgeworfenen, des Obdachlosen, mitten im Publikum des dichten Theaterraums im tik. Er bringt Regenwasser, Blut, Schweiß und Tränen so dich heran, dass keiner ihm entkommt. Man spürt einerseits, dass Burak Hoffmann sein Herzens(diplom)projekt, den Monolog von Bernard-Marie Koltés, schon über 40 mal gespielt hat (Theater Oberhausen Trailer) und gleichzeitig entsteht er frisch, als hätte der französische Autor ihm gerade den Text eingeflüstert. Mit einer Spielfreude, die ansteckt.
Noch immer hat uns dieser, 1976 in Avignon uraufgeführte, Text etwas zu sagen. Noch immer haben wir die Ränder der Gesellschaft, die Menschen aussondern, ausstoßen und nicht mehr einlassen. Mehr noch durchziehen heute Gräben oder Meinungskorridore manchmal Familien, Länder oder Kontinente, die Menschen isolieren oder ihnen die Teilhabe verweigern.
Pina Bausch selbst hatte es vor fast einem halben Jahrhundert während der Stückentwicklung gesagt: In 30 Jahren machen wir Kontakthof noch einmal in der gleichen Besetzung. 46 Jahre später entsteht mit neun der Original 20 Tänzer, eine Version 2.0 von Pina Bausch legendärer Inszenierung. Federführung übernahm Meryl Tankard, erfolgreiche Choreografin und Filmemacherin, die heute wie damals auch tanzend auf der Bühne steht.
Als 2024 im Proberaum die Filmaufnahmen der 1978er Kontakthof Inszenierung von Rolf Borzik laufen, springt der Funke über: Die heute zwischen 70 und 80 Jahre alten Tänzer beginnen, mit dem Bild ihres jüngeren Selbst zu tanzen. Diese Freude findet sich auf der Bühne wieder, wenn das Ensemble synchron mit den Bildern aus den siebziger Jahren bewegt. Das gelebte Leben wird in jeder Bewegung sichtbar und spürbar. Offen gelegt wird, dass 11 Tänzer fehlen. Die Toten sind in den Archivaufnahmen lebendig, die Meryl Tankard fabelhaft über den Live-Moment schichtet.
Zu den zwei Ebenen, der Musik aus den Dreißigern und dem Tanzstunden-Setting (Original Bühnenbild: Rolf Borzik) aus den siebziger Jahren, kommt in der Version 2.0 eine dritte Ebene, mit der Frage, ob die tradierten Rollenbilder noch heute eine Rolle spielen? Bis ein Jahr vor der Uraufführung von Kontakthof brauchten Frauen in Deutschland für eine Erwerbstätigkeit die Zustimmung ihres Ehemannes. Die vierte Ebene eröffnen die Darsteller direkt, als sie sich am Ende der ersten Halbzeit mit Namen, Geburtsort, Alter und dem vorstellen, was sie jeden Tag tun. Lutz Förster küsst jeden Tag seinen Mann (dieser Satz wäre 1978 beim damals geltenden § 175 StGBvermutlich nicht auf der Bühne gesprochen worden). Es hat sich also zum Glück doch einiges verändert in den letzten 46 Jahren.
Der Abend könnte auch eine Werbung dafür sein, sich jeden Tag tanzend zu bewegen, damit wir alle mit 80 noch den Hüftschwung drauf haben, den Arthur Rosenfeld schon mit zarten 34 nicht so hinbekam, wie seine Kollegen.
»Der Kontakthof ist ein Ort, an dem sich Menschen treffen, die auf der Suche nach Kontakt sind. Um sich zu zeigen, um sich zu verleugnen. Mit Ängsten. Sehnsucht. Enttäuschungen. Verzweiflung.« — Pina Bausch
Pina Bausch selbst hatte es vor fast einem halben Jahrhundert während der Stückentwicklung gesagt: In 30 Jahren machen wir Kontakthof noch einmal in der gleichen Besetzung. 46 Jahre später entsteht mit neun der Original 20 Tänzer, eine Version 2.0 von Pina Bausch legendärer Inszenierung. Federführung übernahm Meryl Tankard, erfolgreiche Choreografin und Filmemacherin, die heute wie damals auch tanzend auf der Bühne steht.
Als 2024 im Proberaum die Filmaufnahmen der 1978er Kontakthof Inszenierung von Rolf Borzik laufen, springt der Funke über: Die heute zwischen 70 und 80 Jahre alten Tänzer beginnen, mit dem Bild ihres jüngeren Selbst zu tanzen. Diese Freude findet sich auf der Bühne wieder, wenn das Ensemble synchron mit den Bildern aus den siebziger Jahren bewegt. Das gelebte Leben wird in jeder Bewegung sichtbar und spürbar. Offen gelegt wird, dass 11 Tänzer fehlen. Die Toten sind in den Archivaufnahmen lebendig, die Meryl Tankard fabelhaft über den Live-Moment schichtet.
Zu den zwei Ebenen, der Musik aus den Dreißigern und dem Tanzstunden-Setting (Original Bühnenbild: Rolf Borzik) aus den siebziger Jahren, kommt in der Version 2.0 eine dritte Ebene, mit der Frage, ob die tradierten Rollenbilder noch heute eine Rolle spielen? Bis ein Jahr vor der Uraufführung von Kontakthof brauchten Frauen in Deutschland für eine Erwerbstätigkeit die Zustimmung ihres Ehemannes. Die vierte Ebene eröffnen die Darsteller direkt, als sie sich am Ende der ersten Halbzeit mit Namen, Geburtsort, Alter und dem vorstellen, was sie jeden Tag tun. Lutz Förster küsst jeden Tag seinen Mann (dieser Satz wäre 1978 beim damals geltenden § 175 StGBvermutlich nicht auf der Bühne gesprochen worden). Es hat sich also zum Glück doch einiges verändert in den letzten 46 Jahren.
Der Abend könnte auch eine Werbung dafür sein, sich jeden Tag tanzend zu bewegen, damit wir alle mit 80 noch den Hüftschwung drauf haben, den Arthur Rosenfeld schon mit zarten 34 nicht so hinbekam, wie seine Kollegen.
»Der Kontakthof ist ein Ort, an dem sich Menschen treffen, die auf der Suche nach Kontakt sind. Um sich zu zeigen, um sich zu verleugnen. Mit Ängsten. Sehnsucht. Enttäuschungen. Verzweiflung.« — Pina Bausch
Es ist kein Tanz. Sharon Eyal hat es geschafft, die Tänzer des Staatsballetts Berlin zu Bewegung an sich werden zu lassen: rein, pur und radikal. Noch nie hat man dieses »corps de ballet« so präsent gesehen. Man könnte meinen, die 20 Tänzer verkörperten griechische Gottheiten. Aber nein, sie sind: Pythia, Gaia, Artemis, Asklepios, Apollo. Sie sind eins mit den Göttern. Ein lebendig, atmender Organismus. Der Herzschlag, komponiert von Ori Lichtik, rhythmisiert und hypnotisiert die 20 »Athleten« auf der Bühne und jeden einzelnen Zuschauer bis in die letzte Reihe des letzten Rangs. Die Körper auf der Bühne scheinen griechischen Vasen entsprungen, die in diesem Ritual Zeit, Raum, Leben und Tod überwunden haben. Am Ende von »2 Chapter Love« sind alle am Limit, haben Andacht, Demut und Erschöpfung erreicht. Ein gigantisches Gesamtkunsterlebnis. Stehende Ovationen.
»Stars like Moths« von Sol León macht den Auftakt dieses großen Tanzabends. Sie fordert unsere Vorstellungen von Identität heraus. Ist es wirklich so schwarz, weiß, männlich, weiblich, gesteuert, vorbestimmt – in Stöckelschuhen und Tütü? Und sind wir alle nur ein zeitliches Flackern, traumgleich suchend?
So unterschiedlich die beiden Stücke zweier weiblicher Choreographinnen, so kongenial ergänzen sie sich. Der Abend ist eine Hymne an den Tanz.
Es ist kein Tanz. Sharon Eyal hat es geschafft, die Tänzer des Staatsballetts Berlin zu Bewegung an sich werden zu lassen: rein, pur und radikal. Noch nie hat man dieses »corps de ballet« so präsent gesehen. Man könnte meinen, die 20 Tänzer verkörperten griechische Gottheiten. Aber nein, sie sind: Pythia, Gaia, Artemis, Asklepios, Apollo. Sie sind eins mit den Göttern. Ein lebendig, atmender Organismus. Der Herzschlag, komponiert von Ori Lichtik, rhythmisiert und hypnotisiert die 20 »Athleten« auf der Bühne und jeden einzelnen Zuschauer bis in die letzte Reihe des letzten Rangs. Die Körper auf der Bühne scheinen griechischen Vasen entsprungen, die in diesem Ritual Zeit, Raum, Leben und Tod überwunden haben. Am Ende von »2 Chapter Love« sind alle am Limit, haben Andacht, Demut und Erschöpfung erreicht. Ein gigantisches Gesamtkunsterlebnis. Stehende Ovationen.
»Stars like Moths« von Sol León macht den Auftakt dieses großen Tanzabends. Sie fordert unsere Vorstellungen von Identität heraus. Ist es wirklich so schwarz, weiß, männlich, weiblich, gesteuert, vorbestimmt – in Stöckelschuhen und Tütü? Und sind wir alle nur ein zeitliches Flackern, traumgleich suchend?
So unterschiedlich die beiden Stücke zweier weiblicher Choreographinnen, so kongenial ergänzen sie sich. Der Abend ist eine Hymne an den Tanz.
Zwei Frauen, Felicia Binger und Christine Prayon, die wissen, wovon sie sprechen. Sie stehen auf der Bühne für all die, die nicht die Kraft haben, da zu sein. Beide leiden bis heute unter Nebenwirkungen der mRNA Behandlung. Sie wenden sich als Menschen an uns und verkörpern gleichzeitig die Rollen der Lektoren Gabi und der Kabarettistin Christine.
Die beiden sind so auf den Punkt, dass man aus dem Lachen kaum mehr herauskommt. Aber das eigentliche Wunder passiert in Teil zwei, nach der Lesung und dem Lauterbach. Die Schauspielerinnen legen ihre Rollen ab, steigen herunter von der Bühne und öffnen den Raum für alle. Die Zuschauer sind keine Zuschauer mehr und die Akteure keine Akteure mehr. Alles sprechen miteinander und hören einander zu. Lauschen den Zwischentönen, jenseits von richtig und falsch. Hier wird auch dem Letzten klar, dass wir alle eine Menschheitsfamilie sind, ob gespritzt oder ungespritzt – und dass die Motive für oder gegen das eine oder das andere so vielfältig sind wie unsere Nasen.
Zwei Frauen, Felicia Binger und Christine Prayon, die wissen, wovon sie sprechen. Sie stehen auf der Bühne für all die, die nicht die Kraft haben, da zu sein. Beide leiden bis heute unter Nebenwirkungen der mRNA Behandlung. Sie wenden sich als Menschen an uns und verkörpern gleichzeitig die Rollen der Lektoren Gabi und der Kabarettistin Christine.
Die beiden sind so auf den Punkt, dass man aus dem Lachen kaum mehr herauskommt. Aber das eigentliche Wunder passiert in Teil zwei, nach der Lesung und dem Lauterbach. Die Schauspielerinnen legen ihre Rollen ab, steigen herunter von der Bühne und öffnen den Raum für alle. Die Zuschauer sind keine Zuschauer mehr und die Akteure keine Akteure mehr. Alles sprechen miteinander und hören einander zu. Lauschen den Zwischentönen, jenseits von richtig und falsch. Hier wird auch dem Letzten klar, dass wir alle eine Menschheitsfamilie sind, ob gespritzt oder ungespritzt – und dass die Motive für oder gegen das eine oder das andere so vielfältig sind wie unsere Nasen.
Ein Weltstar betritt die Bühne der kleinen Philharmonie, barfüßig, allein und so bescheiden wie eine Chorsängerin aus der dritten Reihe. Der Applaus brandet frenetisch und sollte es im Saal jemanden geben, der nicht wüsste, wer Anoushka Shankar ist, spätestens jetzt wäre klar: hier steht ein Ausnahmetalent. Die klassische indischen Musik erlernte sie beim Großmeister Ravi Shankar, ihrem Vater. Der hat seinerzeit dem Western die Ohren geöffnet für die Sitar. Was die Tocher an diesem Abend auf die Bühne zaubert, liegt jenseits von klassischen Sitar Stücken. Anoushka Shankar beginnt in Stille gleitet in das erste Stück: »Offering«. Oszilliert im Rund des Konzertsaals und bringt alle Zuhörer unisono zum Schwingen. Aus einer Andacht entsteht ein Dialog. Die Zuhörer antworten mit Applaus, der eher klingt wie die Erwiderung auf der erste Stück.
Nach »Stolen Moments« und Pacifica, läuft das Ensemble zu Höchstform auf. »What will we remember« steigert sich zu einem melancholisches Crescendo, bevor Anoushka ein paar Worte spricht. Ihr Koffer ging verloren und sie kam in Berlin nur mit Handgepäck an und so trägt sie heute Abend das Dinner Kleid und nicht das geplante Bühnen Outfit. Man könnte meinen, wir sind in die Familie aufgenommen und sitzen bei ihr zuhause auf dem Sofa.
In der zweiten Hälfte »New Dawn«, »Secret Heart«, »Traces of you« und noch mehr Tiefe aus der Mitte des Herzens des Indischen Subkontinets. Das Weltklasse-Ensemble der Weltmusik aus den Meistern ihres Faches: Arun Ghosh (Klarinette), Sarathy Korwar (Drums), Pirashanna Thevarajah (Indische Percussion) und Tom Farmer (Bass), erschafft eine eine hypnotisierende Mischung aus zeitgenössischen, globalen Reflexionen auf klassische indische Traditionen. Ein Live-Erlebnis der Extraklasse.
Ein Weltstar betritt die Bühne der kleinen Philharmonie, barfüßig, allein und so bescheiden wie eine Chorsängerin aus der dritten Reihe. Der Applaus brandet frenetisch und sollte es im Saal jemanden geben, der nicht wüsste, wer Anoushka Shankar ist, spätestens jetzt wäre klar: hier steht ein Ausnahmetalent. Die klassische indischen Musik erlernte sie beim Großmeister Ravi Shankar, ihrem Vater. Der hat seinerzeit dem Western die Ohren geöffnet für die Sitar. Was die Tocher an diesem Abend auf die Bühne zaubert, liegt jenseits von klassischen Sitar Stücken. Anoushka Shankar beginnt in Stille gleitet in das erste Stück: »Offering«. Oszilliert im Rund des Konzertsaals und bringt alle Zuhörer unisono zum Schwingen. Aus einer Andacht entsteht ein Dialog. Die Zuhörer antworten mit Applaus, der eher klingt wie die Erwiderung auf der erste Stück.
Nach »Stolen Moments« und Pacifica, läuft das Ensemble zu Höchstform auf. »What will we remember« steigert sich zu einem melancholisches Crescendo, bevor Anoushka ein paar Worte spricht. Ihr Koffer ging verloren und sie kam in Berlin nur mit Handgepäck an und so trägt sie heute Abend das Dinner Kleid und nicht das geplante Bühnen Outfit. Man könnte meinen, wir sind in die Familie aufgenommen und sitzen bei ihr zuhause auf dem Sofa.
In der zweiten Hälfte »New Dawn«, »Secret Heart«, »Traces of you« und noch mehr Tiefe aus der Mitte des Herzens des Indischen Subkontinets. Das Weltklasse-Ensemble der Weltmusik aus den Meistern ihres Faches: Arun Ghosh (Klarinette), Sarathy Korwar (Drums), Pirashanna Thevarajah (Indische Percussion) und Tom Farmer (Bass), erschafft eine eine hypnotisierende Mischung aus zeitgenössischen, globalen Reflexionen auf klassische indische Traditionen. Ein Live-Erlebnis der Extraklasse.
Es ist nur Papier, eine zweidimensionale Fläche und doch schafft es Alexander Stütz eine Tiefe in seine Arbeiten zu zaubern, dass man vor seinen Ausstellungsstücken verharrt, still wird und versucht, das Rätsel zu lösen. Wie macht er das? In seiner aktuellen Ausstellung in der Berliner Galerie AU zeigt der Künstler Alexander Stütz, was er aus einer einfachen Linie herausholen kann. Eine spannende Auswahl an Zeichnungen und Kollagen interagiert in den Galerieräumen fast zu einem Gesamtkunstwerk: sinnlich und cool, figurativ und abstrakt.
Der Künstler sagt: »Ich arbeite immer aus dem Herzen in die Hand.« Sehenswert vor allem die kleinen Formate. Dringend empfohlen.
Galerie AU Berlin Hiddenseer Straße 1A 10437 Berlin
6. bis 22.4.2024 Mo bis Sa 13 bis 18 h
Es ist nur Papier, eine zweidimensionale Fläche und doch schafft es Alexander Stütz eine Tiefe in seine Arbeiten zu zaubern, dass man vor seinen Ausstellungsstücken verharrt, still wird und versucht, das Rätsel zu lösen. Wie macht er das? In seiner aktuellen Ausstellung in der Berliner Galerie AU zeigt der Künstler Alexander Stütz, was er aus einer einfachen Linie herausholen kann. Eine spannende Auswahl an Zeichnungen und Kollagen interagiert in den Galerieräumen fast zu einem Gesamtkunstwerk: sinnlich und cool, figurativ und abstrakt.
Der Künstler sagt: »Ich arbeite immer aus dem Herzen in die Hand.« Sehenswert vor allem die kleinen Formate. Dringend empfohlen.
Galerie AU Berlin Hiddenseer Straße 1A 10437 Berlin
Der Choreograf Trajal Harrell ist der letzte, der sich vorstellt. Die anderen, lassen uns wissen, wie oft sie in Disney Land waren (65 mal), oder welcher Nationalität sie angehören (I am French. Nobody is perfect.) Offene Bühne, volles Saallicht.
Und dann beginnt das Spiel: »Wir weben, wir weben!« schrieb Heine. Die Zeile könnte eine Überschrift sein für diesen Tanzabend. Jeder einzelne Spieler spinnt seinen individuellen Faden, bringt seine Einzigartigkeit in diesen Kosmos aus Bewegung; so verbindet sich das ganze Ensemble zu einem organisch atmenden Körper. Jeder der 14 Tänzer des Schauspielhaus Zürich Dance Ensembles webt seinen eigenen Ausdruck in diesen großen Teppich, der sich über anderthalb Stunden, Faden um Faden, verdichtet. Auch der Klangteppich verwebt zu einer filmischen Grundierung aus unterschiedlichsten Genres, wie Pink Floyd, Vladimir Cosma oder Erik Satie enthebt uns der Zeit, Leben und Tod.
Kongenial sind die Kostüme bei jedem neuen Auftritt neu erdacht, Versatzstücke tauchen immer wieder auf, zu neuen Kombinationen verschnitten, kulturelles Erbe geöffnet, vorgetragen wie Haut Couture. Wir entdecken Preisschilder, Kleiderbügel-Fragmente, Hemden als Kleider, Röcke als Oberteile getragen. Repetition und Variation finden wir auch in den Bewegungsmustern: ägyptische Armhaltungen, griechische Kreistänze, höfische Gruppentänze. Die immer gleichen Abläufe hypnotisieren und entwickeln einen mythologischen Sog.
Über den Abend scheinen sich auch die Bewegungen mehr und mehr zu befreien. Wir erleben ein Fest aus Körperformen, Klangfarben und kulturellem Ausdruck. Das Freie braucht die Offenheit und Imperfektion. Großes Tanztheater, das sich von Vorstellung zu Vorstellung weiter verdichten wird und immer neue Transformationprozesse anstoßen wird. Dringend empfohlen, nicht nur für Tanzfans.
Schauspielhaus Zürich, Pfauen Mo 03.04. 20:00 Sa 08.04. 20:00 Sa 15.04. 20:00 So 16.04. 16:00 Do 27.04. 20:00 Fr 28.04. 20:00 So 30.04. 17:00 Mo 01.05. 18:00 So 07.05. 16:00 Mo 22.05. 20:00
Der Choreograf Trajal Harrell ist der letzte, der sich vorstellt. Die anderen, lassen uns wissen, wie oft sie in Disney Land waren (65 mal), oder welcher Nationalität sie angehören (I am French. Nobody is perfect.) Offene Bühne, volles Saallicht.
Und dann beginnt das Spiel: »Wir weben, wir weben!« schrieb Heine. Die Zeile könnte eine Überschrift sein für diesen Tanzabend. Jeder einzelne Spieler spinnt seinen individuellen Faden, bringt seine Einzigartigkeit in diesen Kosmos aus Bewegung; so verbindet sich das ganze Ensemble zu einem organisch atmenden Körper. Jeder der 14 Tänzer des Schauspielhaus Zürich Dance Ensembles webt seinen eigenen Ausdruck in diesen großen Teppich, der sich über anderthalb Stunden, Faden um Faden, verdichtet. Auch der Klangteppich verwebt zu einer filmischen Grundierung aus unterschiedlichsten Genres, wie Pink Floyd, Vladimir Cosma oder Erik Satie enthebt uns der Zeit, Leben und Tod.
Kongenial sind die Kostüme bei jedem neuen Auftritt neu erdacht, Versatzstücke tauchen immer wieder auf, zu neuen Kombinationen verschnitten, kulturelles Erbe geöffnet, vorgetragen wie Haut Couture. Wir entdecken Preisschilder, Kleiderbügel-Fragmente, Hemden als Kleider, Röcke als Oberteile getragen. Repetition und Variation finden wir auch in den Bewegungsmustern: ägyptische Armhaltungen, griechische Kreistänze, höfische Gruppentänze. Die immer gleichen Abläufe hypnotisieren und entwickeln einen mythologischen Sog.
Über den Abend scheinen sich auch die Bewegungen mehr und mehr zu befreien. Wir erleben ein Fest aus Körperformen, Klangfarben und kulturellem Ausdruck. Das Freie braucht die Offenheit und Imperfektion. Großes Tanztheater, das sich von Vorstellung zu Vorstellung weiter verdichten wird und immer neue Transformationprozesse anstoßen wird. Dringend empfohlen, nicht nur für Tanzfans.
Schauspielhaus Zürich, Pfauen Mo 03.04. 20:00 Sa 08.04. 20:00 Sa 15.04. 20:00 So 16.04. 16:00 Do 27.04. 20:00 Fr 28.04. 20:00 So 30.04. 17:00 Mo 01.05. 18:00 So 07.05. 16:00 Mo 22.05. 20:00
Das Dunkle. Sie bringt es ans Licht: Judith, die Ermittlerin, und Katie Mitchell, die Regisseurin. Das dunkle Geheimnis des Herzog Blaubart, der Mann, durch dessen Unterbewusstsein das Psychodrama führt. Ein Mann, der durch stetiges Bitten Judiths Tür um Türe öffnet. Herausgekommen ist ein fabelhafter Doppelabend mit Musik von Béla Bartók. Bei dem geht es weit ruhiger zu auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper, als man das von Katie Mitchell kennt: Die Film-Ouvertüre entsteht nicht live, sie wurde vorproduziert. Auch der zweite Teil ohne Kameras; eine naturalistische Märchenerzählung, albtraumhaft mit melodramatischem Ende. Mitchell schafft jedoch etwas von ihrer typischen Erzählweise formell umzusetzen: Die Szenen ziehen praktisch am Publikum vorbei. Sieben Räume mit den sieben Türen bewegen sich von rechts nach links als würde man einen Filmstreifen gegen das Licht halten. Damit bringt die Regisseurin den Symbolismus der Blaubart Sage kongenial mit dem Impressionistischen von Béla Bartóks Musik zusammen: Meine Erinnerungen sehen mich. Der Abend ist ein Sieg der Frauen, auch wenn es zu Beginn noch nicht so aussieht. Am Pult leuchtet Oksana Lyniv, Nina Stemme als Judith, die Blaubart führt ohne dass er das merkt. Damit gelingt Judith die Opfer-Täter-Umkehr, die Mitchell inszeniert. Der Abend erzählt aber auch von Paardynamik, Liebe als Ware und der Unterschiedlichkeit von Männern und Frauen. Die Bayerische Staatsoper hat mit Nina Stemme (Judith) und John Lundgren (Blaubart) zwei Weltstars für Bartóks einzige Oper gewonnen. Die beiden singen oft zusammen und bringen, neben den stimmlichen Dimensionen, besonders eine darstellerische Tiefe in die Handlung, die sie zu einer eine Idealbesetzung macht. Die Münchner goutierten das mit langem Applaus.
Bayerische Staatsoper München So 9. Februar 2020 um 18 h Do 13 Februar 2020 um 19 h So 16. Februar 2020 um 18 h Sa 27. Juni 2020 um 18 h Mo 29. Juni 2020 um 19 h
Das Dunkle. Sie bringt es ans Licht: Judith, die Ermittlerin, und Katie Mitchell, die Regisseurin. Das dunkle Geheimnis des Herzog Blaubart, der Mann, durch dessen Unterbewusstsein das Psychodrama führt. Ein Mann, der durch stetiges Bitten Judiths Tür um Türe öffnet. Herausgekommen ist ein fabelhafter Doppelabend mit Musik von Béla Bartók. Bei dem geht es weit ruhiger zu auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper, als man das von Katie Mitchell kennt: Die Film-Ouvertüre entsteht nicht live, sie wurde vorproduziert. Auch der zweite Teil ohne Kameras; eine naturalistische Märchenerzählung, albtraumhaft mit melodramatischem Ende. Mitchell schafft jedoch etwas von ihrer typischen Erzählweise formell umzusetzen: Die Szenen ziehen praktisch am Publikum vorbei. Sieben Räume mit den sieben Türen bewegen sich von rechts nach links als würde man einen Filmstreifen gegen das Licht halten. Damit bringt die Regisseurin den Symbolismus der Blaubart Sage kongenial mit dem Impressionistischen von Béla Bartóks Musik zusammen: Meine Erinnerungen sehen mich. Der Abend ist ein Sieg der Frauen, auch wenn es zu Beginn noch nicht so aussieht. Am Pult leuchtet Oksana Lyniv, Nina Stemme als Judith, die Blaubart führt ohne dass er das merkt. Damit gelingt Judith die Opfer-Täter-Umkehr, die Mitchell inszeniert. Der Abend erzählt aber auch von Paardynamik, Liebe als Ware und der Unterschiedlichkeit von Männern und Frauen. Die Bayerische Staatsoper hat mit Nina Stemme (Judith) und John Lundgren (Blaubart) zwei Weltstars für Bartóks einzige Oper gewonnen. Die beiden singen oft zusammen und bringen, neben den stimmlichen Dimensionen, besonders eine darstellerische Tiefe in die Handlung, die sie zu einer eine Idealbesetzung macht. Die Münchner goutierten das mit langem Applaus.
Bayerische Staatsoper München So 9. Februar 2020 um 18 h Do 13 Februar 2020 um 19 h So 16. Februar 2020 um 18 h Sa 27. Juni 2020 um 18 h Mo 29. Juni 2020 um 19 h
Was passiert, wenn wir uns mit dem Rhythmus des Planeten verbinden? Und wie erreichen wir die höchste Verbundenheit allen Seins? Der Filmemacher Erwin Wagenhofer lässt uns eintauchen in die Welt der Musik, der Natur und der Liebe: Er lässt uns teilhaben an seiner Spurensuche eines gelingenden Lebens. Wir sehen Frauen ohne Schulbildung, die Solaranlagen für ihre Dörfer bauen, Ödland, das wieder zum Blühen kommt, Menschen, die ihrem Herzen folgen. Anders als in seinen Vorgänger-Filmen legt Erwin Wagenhofer nicht den Finger in die Wunde. Vielmehr steckt er uns an mit vibrierenden Positivbeispielen, die uns zeigen, dass wir etwas bewegen können, wenn wir uns die Freiheit nehmen. Dörfer, Inseln, Kontinente: dort treffen wir Erich und Barbara Graf, Bunker Roy, Kenny Werner, Erwin Thoma – und den Dalai Lama. Wir lernen, wie man energie-autarke Holzhäuser bauen kann, wenn man auf den Mond hört, wie Frieden entsteht, wenn wir zusammenarbeiten und warum Frauen die Weltveränderer sind. In über fünf Jahren sind 400 Stunden Material entstanden, die Wagenhofer mit seinem Team in 14 Monaten zu einem zweistündigen Opus destilliert. Der Film lockt uns ins Freie, erklärt wenig, lässt Raum. Mehr Meditation, weniger Dokumentarfilm. Große Ermutigung, großes Kino. Gehen und Sehen.
But Beautiful auf der großen Leinwand: Hamburg, Abaton Kino Fr 15. November 2919 um 17:30 h mit Erwin Wagenhofer und Sabine Kriechbaum
Leipzig, Passage Kinos So 17. November um 13 h mit Erwin Wagenhofer und Sabine Kriechbaum
Zürich, Kosmos Kino Di 19. November um 18 h Vorpremiere mit Erwin Wagenhofer und Sabine Kriechbaum
Was passiert, wenn wir uns mit dem Rhythmus des Planeten verbinden? Und wie erreichen wir die höchste Verbundenheit allen Seins? Der Filmemacher Erwin Wagenhofer lässt uns eintauchen in die Welt der Musik, der Natur und der Liebe: Er lässt uns teilhaben an seiner Spurensuche eines gelingenden Lebens. Wir sehen Frauen ohne Schulbildung, die Solaranlagen für ihre Dörfer bauen, Ödland, das wieder zum Blühen kommt, Menschen, die ihrem Herzen folgen. Anders als in seinen Vorgänger-Filmen legt Erwin Wagenhofer nicht den Finger in die Wunde. Vielmehr steckt er uns an mit vibrierenden Positivbeispielen, die uns zeigen, dass wir etwas bewegen können, wenn wir uns die Freiheit nehmen. Dörfer, Inseln, Kontinente: dort treffen wir Erich und Barbara Graf, Bunker Roy, Kenny Werner, Erwin Thoma – und den Dalai Lama. Wir lernen, wie man energie-autarke Holzhäuser bauen kann, wenn man auf den Mond hört, wie Frieden entsteht, wenn wir zusammenarbeiten und warum Frauen die Weltveränderer sind. In über fünf Jahren sind 400 Stunden Material entstanden, die Wagenhofer mit seinem Team in 14 Monaten zu einem zweistündigen Opus destilliert. Der Film lockt uns ins Freie, erklärt wenig, lässt Raum. Mehr Meditation, weniger Dokumentarfilm. Große Ermutigung, großes Kino. Gehen und Sehen.
But Beautiful auf der großen Leinwand: Hamburg, Abaton Kino Fr 15. November 2919 um 17:30 h mit Erwin Wagenhofer und Sabine Kriechbaum
Leipzig, Passage Kinos So 17. November um 13 h mit Erwin Wagenhofer und Sabine Kriechbaum
Zürich, Kosmos Kino Di 19. November um 18 h Vorpremiere mit Erwin Wagenhofer und Sabine Kriechbaum
Die Schichten von Wolfgang Amadeus Mozarts Komposition gehen direkt vom ersten Ton an unter die Haut – und das ist Adam Fischers musikalischer Leitung zu verdanken. Don Giovanni gehört zu Adam Fischers »Herzstücken«. Das sieht man seinem Dirigat an. Die drei Stunden Oper absolviert er hinreißend feinsinnig, ganz ohne Partitur. Der Dirigent wird Teil der Inszenierung, für die Zuschauer sichbar, indem Adam Fischer aus dem Orchestergraben herausragt. Die Hamburgische Staatsoper bringt die Wiener Fassungen von Mozarts Oper Don Giovanni zur Aufführung und komplettiert damit ihre Mozart/Da Ponte-Trilogie. Selten sieht man eine so durchgängige Ensembleleistung hochkarätiger Stimmen, die sich mit Spielfreude in die drehenden Bühnenbauten hineinwerfen. Kyle Ketelsen liefert mit seinem Leporello ein absolut sängerisches und spielerisches Glanzlicht. Mit seiner Figurenführung schafft es Jan Bosse Mozarts musikalische Schichten differenziert aufscheinen zu lassen. Andrè Schuens Don Giovanni offenbart eine tiefe Sehnsucht nach Liebe. Allein seine funkenschlagende Begierde hält ihn davon ab zur wahren Liebe vorzudringen. Trotz teurer Feste und Champagner Arie bleibt Don Giovanni einsam bis zum Ende der Oper, seiner Höllenfahrt. Große Oper. Sehenswert.
Staatsoper Hamburg Mi 23. Oktober 2019 um 19 h Sa 26. Oktober 2019 um 19 h Di 29. Oktober 2019 um 19 h So 3. November 2019 um 19 h Mi 6. November 2019 um 19 h Sa 9. November 2019 um 19 h
Die Schichten von Wolfgang Amadeus Mozarts Komposition gehen direkt vom ersten Ton an unter die Haut – und das ist Adam Fischers musikalischer Leitung zu verdanken. Don Giovanni gehört zu Adam Fischers »Herzstücken«. Das sieht man seinem Dirigat an. Die drei Stunden Oper absolviert er hinreißend feinsinnig, ganz ohne Partitur. Der Dirigent wird Teil der Inszenierung, für die Zuschauer sichbar, indem Adam Fischer aus dem Orchestergraben herausragt. Die Hamburgische Staatsoper bringt die Wiener Fassungen von Mozarts Oper Don Giovanni zur Aufführung und komplettiert damit ihre Mozart/Da Ponte-Trilogie. Selten sieht man eine so durchgängige Ensembleleistung hochkarätiger Stimmen, die sich mit Spielfreude in die drehenden Bühnenbauten hineinwerfen. Kyle Ketelsen liefert mit seinem Leporello ein absolut sängerisches und spielerisches Glanzlicht. Mit seiner Figurenführung schafft es Jan Bosse Mozarts musikalische Schichten differenziert aufscheinen zu lassen. Andrè Schuens Don Giovanni offenbart eine tiefe Sehnsucht nach Liebe. Allein seine funkenschlagende Begierde hält ihn davon ab zur wahren Liebe vorzudringen. Trotz teurer Feste und Champagner Arie bleibt Don Giovanni einsam bis zum Ende der Oper, seiner Höllenfahrt. Große Oper. Sehenswert.
Staatsoper Hamburg Mi 23. Oktober 2019 um 19 h Sa 26. Oktober 2019 um 19 h Di 29. Oktober 2019 um 19 h So 3. November 2019 um 19 h Mi 6. November 2019 um 19 h Sa 9. November 2019 um 19 h
Dieser Tanzabend ist nichts weniger als mega. Wer mit so einem Titel antritt, wie die Gauthier Dance/ /Dance Company legt die Latte auf Toplevel. Und Eric Gauthier weiß, was er tut. Die vier strahlendsten Choreographen aus Israel, Hofesh Shechter, Gai Behar und Sharon Eyal, Ohad Naharin, haben ihre gefragtesten Stücke mit der Company aus Stuttgart einstudiert. Der Abend löst ein, was er verspricht und katapultiert die Gauthier Dance/ /Dance Company damit in die Weltspitze. Weichheit und Wildheit bringt Hofesh Shechter in »Uprising« zusammen. Nach dem raufwütigen Männerstück setzen Gai Behar und Sharon Eyal mit sechs Tänzerinnen einen radikalen Kontrapunkt: »Killer Pig« könnte zeitgenössischer nicht sein. »Minus 16« von Ohad Naharin bringt das Publikum zum Kochen. Gerade im Zusammenhang entwickeln die drei Stücke eine Dynamik mit maximaler Sprengkraft und niemand verlässt unbewegt den Saal. Mega Applaus.
Haus der Berliner Festspiele, Berlin Fr 12. April 2019 um 20 h Sa 13. April 2019 um 20 h So 14. April 2919 um 20 h Restkarten an der Abendkasse
Dieser Tanzabend ist nichts weniger als mega. Wer mit so einem Titel antritt, wie die Gauthier Dance/ /Dance Company legt die Latte auf Toplevel. Und Eric Gauthier weiß, was er tut. Die vier strahlendsten Choreographen aus Israel, Hofesh Shechter, Gai Behar und Sharon Eyal, Ohad Naharin, haben ihre gefragtesten Stücke mit der Company aus Stuttgart einstudiert. Der Abend löst ein, was er verspricht und katapultiert die Gauthier Dance/ /Dance Company damit in die Weltspitze. Weichheit und Wildheit bringt Hofesh Shechter in »Uprising« zusammen. Nach dem raufwütigen Männerstück setzen Gai Behar und Sharon Eyal mit sechs Tänzerinnen einen radikalen Kontrapunkt: »Killer Pig« könnte zeitgenössischer nicht sein. »Minus 16« von Ohad Naharin bringt das Publikum zum Kochen. Gerade im Zusammenhang entwickeln die drei Stücke eine Dynamik mit maximaler Sprengkraft und niemand verlässt unbewegt den Saal. Mega Applaus.
Haus der Berliner Festspiele, Berlin Fr 12. April 2019 um 20 h Sa 13. April 2019 um 20 h So 14. April 2919 um 20 h Restkarten an der Abendkasse
It’s showtime: Das Stück beginnt mit einer der »36 Fragen« aus Arthur Arons soziologischem Experiment von 1997. Es hätte auch gut Frage Nr. 24 sein können: »Was denkst du über die Beziehung zu deiner Mutter?» Um eine Mutter-Tochter Beziehung geht es in »Kluge Gefühle«, um Verletzlichkeit, Einsamkeit, Gewalt, Tod und Tabu. Es ist die Geschichte der Autorin Maryam Zaree. Im Stück heißt sie Tara, gespielt von Eva Bay. Die eigentlich zentrale Figur aber ist die Mutter Shahla: Anke Engelke lässt sie bei ihrer Aussage vor dem Tribunal in Den Haag ganz pur und gerade vortragen – ohne Pathos, dafür mit viel Menschlichkeit. Es gelingt Anke Engelke die wenigen Sätze über die drastischen Ereignisse in Evin, dem meinst gefürchtetsten Foltergefängnis des Iran, fühlbar zu machen. Sie stellt sich furchtlos zur Verfügung und lässt das wirken, was sie sagt. Das schafft einen Raum für geteilte Erfahrung.
»Kluge Gefühle« ist Maryam Zaree erstes Theaterstück, Nils Bormanns erste Regiearbeit und Anke Engelkes erste dramatische Theaterrolle. Anders als die Uraufführung beim Heidelberger Stückemarkt im April diesen Jahres verortet das Regie/Dramaturgen-Team Bormann/Zaree die Inszenierung zwischen einer Sitcom a la »Linie 1« und einem nüchternen Doku-Drama. Trotz manch stereotyper Phrasen und inszenatorischer Mutlücken ein klug gebauter Erstling und eine Anke Engelke, die man gesehen haben muss.
It’s showtime: Das Stück beginnt mit einer der »36 Fragen« aus Arthur Arons soziologischem Experiment von 1997. Es hätte auch gut Frage Nr. 24 sein können: »Was denkst du über die Beziehung zu deiner Mutter?» Um eine Mutter-Tochter Beziehung geht es in »Kluge Gefühle«, um Verletzlichkeit, Einsamkeit, Gewalt, Tod und Tabu. Es ist die Geschichte der Autorin Maryam Zaree. Im Stück heißt sie Tara, gespielt von Eva Bay. Die eigentlich zentrale Figur aber ist die Mutter Shahla: Anke Engelke lässt sie bei ihrer Aussage vor dem Tribunal in Den Haag ganz pur und gerade vortragen – ohne Pathos, dafür mit viel Menschlichkeit. Es gelingt Anke Engelke die wenigen Sätze über die drastischen Ereignisse in Evin, dem meinst gefürchtetsten Foltergefängnis des Iran, fühlbar zu machen. Sie stellt sich furchtlos zur Verfügung und lässt das wirken, was sie sagt. Das schafft einen Raum für geteilte Erfahrung.
»Kluge Gefühle« ist Maryam Zaree erstes Theaterstück, Nils Bormanns erste Regiearbeit und Anke Engelkes erste dramatische Theaterrolle. Anders als die Uraufführung beim Heidelberger Stückemarkt im April diesen Jahres verortet das Regie/Dramaturgen-Team Bormann/Zaree die Inszenierung zwischen einer Sitcom a la »Linie 1« und einem nüchternen Doku-Drama. Trotz manch stereotyper Phrasen und inszenatorischer Mutlücken ein klug gebauter Erstling und eine Anke Engelke, die man gesehen haben muss.
Ein Rausch, ein Fest, ein Faust. Faust nach Castorf. Sieben Stunden. Text-Konglomerat aus Goethe, Zola, Fanon, Sartre, Celan. Und schnell und unbegreiflich schnelle wechseln magische Momente mit tiefem schauervollen Verwandlungswust. »Kunst braucht Wahnsinn«, sagst Castorf und bietet alles auf, was er und seine Spieler und Künstler in den letzten 25 Jahre trainiert haben. Martin Wuttkes Faust lässt einen staunen – mit wie viel Selbstverständlichkeit er das alles sein kann: alt, jung, epileptisch, sehnend, fühlend, abgründig. Marc Hosemanns Mephisto, der unruhige Pudel, treibt Faust zum globalen Unternehmertum, Egotrip XXL. Alexander Scheer lässt es krachen als Chris Dercon, als Lord Byron, als Anaxagoras. Dem männlich verdrängenden Prinzip entgegen reitet Valery Tscheplanowa leuchtende Margarete, die ewig Weibliche. Da erscheint, wie das As aus dem Ärmel, Sophie Rois. Als Hexe singt und zaubert sie ganz in ihrem Element. Vom Feinsten. Auch die Bühnenmaschine aus Kamera- und Technikteam liefert Hollywood in Echtzeit. Zur Hölle! L’enfer! Algerienkrieg, Kolonialisierung, Holocaust, Pariser Metro Station Stalingrad. Man versteht nicht alle der uferlosen Assoziationen, Seitenhiebe, Anspielungen, Lachnummern, Durchhänger, Nebenfiguren. So sagt Monsieur Bordenave: »Was bedeutet es? Und wenn es nichts bedeutet, warum ist es dann so lang?« Zustimmendes Raunen im Zuschauerraum. Wer hat gewonnen? Nach sieben Stunden ist das egal. Brillant gespielt, volles Rohr, alles gegeben. Großes Welttheater.
Ein Rausch, ein Fest, ein Faust. Faust nach Castorf. Sieben Stunden. Text-Konglomerat aus Goethe, Zola, Fanon, Sartre, Celan. Und schnell und unbegreiflich schnelle wechseln magische Momente mit tiefem schauervollen Verwandlungswust. »Kunst braucht Wahnsinn«, sagst Castorf und bietet alles auf, was er und seine Spieler und Künstler in den letzten 25 Jahre trainiert haben. Martin Wuttkes Faust lässt einen staunen – mit wie viel Selbstverständlichkeit er das alles sein kann: alt, jung, epileptisch, sehnend, fühlend, abgründig. Marc Hosemanns Mephisto, der unruhige Pudel, treibt Faust zum globalen Unternehmertum, Egotrip XXL. Alexander Scheer lässt es krachen als Chris Dercon, als Lord Byron, als Anaxagoras. Dem männlich verdrängenden Prinzip entgegen reitet Valery Tscheplanowa leuchtende Margarete, die ewig Weibliche. Da erscheint, wie das As aus dem Ärmel, Sophie Rois. Als Hexe singt und zaubert sie ganz in ihrem Element. Vom Feinsten. Auch die Bühnenmaschine aus Kamera- und Technikteam liefert Hollywood in Echtzeit. Zur Hölle! L’enfer! Algerienkrieg, Kolonialisierung, Holocaust, Pariser Metro Station Stalingrad. Man versteht nicht alle der uferlosen Assoziationen, Seitenhiebe, Anspielungen, Lachnummern, Durchhänger, Nebenfiguren. So sagt Monsieur Bordenave: »Was bedeutet es? Und wenn es nichts bedeutet, warum ist es dann so lang?« Zustimmendes Raunen im Zuschauerraum. Wer hat gewonnen? Nach sieben Stunden ist das egal. Brillant gespielt, volles Rohr, alles gegeben. Großes Welttheater.
Es beginnt mit einem Zaubertrick: Kohlhaas wird geköpft. Vorhang. Ein Satz von Kleist mit Märchenerzählerstimme aus dem Off. Dann eine lange Slapsticksequenz: drei Spieler in einer Bretterbude (Thomas Niehaus, Jörg Pohl, Paul Schröder). Man hält sie für reaktive Beamte, die aussehen wie Untote und eintreffende Weisungen ausführen, bis sich nach 42 wortlosen Minuten herausstellt, dass sie Unternehmer sind (die Gebrüder K. nämlich) und die Flut der Weisungen sie plötzlich übermannt. Antú Romero Nunes setzt bei seiner Inszenierung alles aufs Spiel. Er scheitert und gewinnt zugleich und es ist ihm Ernst mit beidem. Wie Michael Kohlhaas. Kohlhass will sich Recht verschaffen.
Kleist beschreibt den Konflikt zwischen Naturrecht und positivem Recht, das durch Gesetzgebung entsteht. Der Abend ist eine vehemente Aufforderung sich genau damit auseinander zu setzen. Wenn Konzerne praktisch keine Steuern zahlen, ist die öffentliche Erregung groß. Nach geltendem Recht tun sie nichts Ungesetzliches. Es muss das positive Recht also dem ethisches Empfinden (Naturrecht) angepasst werden. Das fordert Kohlhass für sich ein. In einem Feuerwerk aus Ideen und Anspielungen prasseln, lodern, brennen die Kohlhaas’schen Fragen nach Ordnung und Unordnung, Macht und Ohnmacht, Recht und Gerechtigkeit, Verunsicherung und Sicherheit, Verfolgen und Verfolgt, Kampf und Verletzlichkeit, Scheitern, Gelingen und danach ein Ende zu finden. Nunes glückt das Kunststück einer komödiantischen Tragödie, einer tragischen Komödie. Ein kluger Abend mit reichlich Stoff sich zu erregen.
Thalia Theater Hamburg Sa 27. Januar 2018 um 19:30 h Di 6. Februar 2018 um 20 h Sa 10. Februar 2018 um 20 h So 11. Februar 2018 um 15 h So 18. Februar 2018 um 19 h Fr 23. Februar 2018 um 20 h Sa 10. März 2018 um 20 h Mi 14. März 2018 um 20 h Do 15. März 2018 um 20 h Mo 23. April 2018 um 20 h Di 15. Mai 2018 um 20 h Fr 25. Mai 2018 um 20 h Do 07. Juni 2018 um 20 h So 17. Juni 2018 um 17 h Sa 23. Juni 2018 um 14 h
Es beginnt mit einem Zaubertrick: Kohlhaas wird geköpft. Vorhang. Ein Satz von Kleist mit Märchenerzählerstimme aus dem Off. Dann eine lange Slapsticksequenz: drei Spieler in einer Bretterbude (Thomas Niehaus, Jörg Pohl, Paul Schröder). Man hält sie für reaktive Beamte, die aussehen wie Untote und eintreffende Weisungen ausführen, bis sich nach 42 wortlosen Minuten herausstellt, dass sie Unternehmer sind (die Gebrüder K. nämlich) und die Flut der Weisungen sie plötzlich übermannt. Antú Romero Nunes setzt bei seiner Inszenierung alles aufs Spiel. Er scheitert und gewinnt zugleich und es ist ihm Ernst mit beidem. Wie Michael Kohlhaas. Kohlhass will sich Recht verschaffen.
Kleist beschreibt den Konflikt zwischen Naturrecht und positivem Recht, das durch Gesetzgebung entsteht. Der Abend ist eine vehemente Aufforderung sich genau damit auseinander zu setzen. Wenn Konzerne praktisch keine Steuern zahlen, ist die öffentliche Erregung groß. Nach geltendem Recht tun sie nichts Ungesetzliches. Es muss das positive Recht also dem ethisches Empfinden (Naturrecht) angepasst werden. Das fordert Kohlhass für sich ein. In einem Feuerwerk aus Ideen und Anspielungen prasseln, lodern, brennen die Kohlhaas’schen Fragen nach Ordnung und Unordnung, Macht und Ohnmacht, Recht und Gerechtigkeit, Verunsicherung und Sicherheit, Verfolgen und Verfolgt, Kampf und Verletzlichkeit, Scheitern, Gelingen und danach ein Ende zu finden. Nunes glückt das Kunststück einer komödiantischen Tragödie, einer tragischen Komödie. Ein kluger Abend mit reichlich Stoff sich zu erregen.
Thalia Theater Hamburg Sa 27. Januar 2018 um 19:30 h Di 6. Februar 2018 um 20 h Sa 10. Februar 2018 um 20 h So 11. Februar 2018 um 15 h So 18. Februar 2018 um 19 h Fr 23. Februar 2018 um 20 h Sa 10. März 2018 um 20 h Mi 14. März 2018 um 20 h Do 15. März 2018 um 20 h Mo 23. April 2018 um 20 h Di 15. Mai 2018 um 20 h Fr 25. Mai 2018 um 20 h Do 07. Juni 2018 um 20 h So 17. Juni 2018 um 17 h Sa 23. Juni 2018 um 14 h
»Das Beste. Oder Nichts«, sagte einst Gottlieb Daimler. Dieser Abend ist das Beste. Vier Stücke von drei Choreografinnen und zwei Choreografen spannen den Bogen des zeitgenössischen Tanzes von Marco Goeckes bizarren Gewaltbewegungen »Woke up Blind« bis hin zum seelenvollen Fließen und Kreisen von Sol León & Paul Lightfoots »Safe as Houses«, das das I Ging, das Buch der Wandlungen, mit Bachs »Komm süßer Tod« zu Ende malt. Dazwischen entkommen wir bei »The missing door« kaum dem Sog des futuristischen Irrgartens von Gabriela Carrizo aus Räumen, Zeitschleifen und unterdrückten Figuren. Mit Crystal Pites »The Statement« erklimmt das Ensemble des Nederlands Dans Theater den Gipfel. In rasendem Tempo und mit einzigartiger Präzision performen vier Tänzer einen Dialog aus Worthülsen. Jonathon Young hat die Texte geschrieben, die als Soundtrack aus dem Off die Bewegungen unterlegen. Jeden Tag hört man Politiker solche Sätze sagen, die eigentlich nichts sagen. Die Diskrepanz zwischen gesprochenem Wort und Subtext wird deutlich. Die Archaik der Bewegung macht die Absurdität des intellektuellem Geschwafels erst sichtbar und spürbar. Crystal Pites lässt die Tänzer mit dem Konferenztisch, miteinander und mit den gegnerischen Parteien interagieren. Ihre prägenden Jahre mit William Forsythe und seiner Company werden hier deutlich. Die überragende darstellerische Ausdruckskraft der NDT-Tänzerinnen und Tänzer zusammen mit den innovativsten Choreografinnen und Choreografen unserer Zeit machen diesen Abend zu einem wahren Gesamtkunstwerk.
Haus der Berliner Festspiele, Berlin Mi 29. November 2017 Do 30. November 2017 Fr 1. Dezember 2017 Sa 2. Dezember 2017 jeweils 20 h
Sadler’s Wells, London Di 26. Juni 2018 Mi 27. Juni 2018 Do 28. Juni 2018 Fr 29. Juni 2018 jeweils 19:30 h
»Das Beste. Oder Nichts«, sagte einst Gottlieb Daimler. Dieser Abend ist das Beste. Vier Stücke von drei Choreografinnen und zwei Choreografen spannen den Bogen des zeitgenössischen Tanzes von Marco Goeckes bizarren Gewaltbewegungen »Woke up Blind« bis hin zum seelenvollen Fließen und Kreisen von Sol León & Paul Lightfoots »Safe as Houses«, das das I Ging, das Buch der Wandlungen, mit Bachs »Komm süßer Tod« zu Ende malt. Dazwischen entkommen wir bei »The missing door« kaum dem Sog des futuristischen Irrgartens von Gabriela Carrizo aus Räumen, Zeitschleifen und unterdrückten Figuren. Mit Crystal Pites »The Statement« erklimmt das Ensemble des Nederlands Dans Theater den Gipfel. In rasendem Tempo und mit einzigartiger Präzision performen vier Tänzer einen Dialog aus Worthülsen. Jonathon Young hat die Texte geschrieben, die als Soundtrack aus dem Off die Bewegungen unterlegen. Jeden Tag hört man Politiker solche Sätze sagen, die eigentlich nichts sagen. Die Diskrepanz zwischen gesprochenem Wort und Subtext wird deutlich. Die Archaik der Bewegung macht die Absurdität des intellektuellem Geschwafels erst sichtbar und spürbar. Crystal Pites lässt die Tänzer mit dem Konferenztisch, miteinander und mit den gegnerischen Parteien interagieren. Ihre prägenden Jahre mit William Forsythe und seiner Company werden hier deutlich. Die überragende darstellerische Ausdruckskraft der NDT-Tänzerinnen und Tänzer zusammen mit den innovativsten Choreografinnen und Choreografen unserer Zeit machen diesen Abend zu einem wahren Gesamtkunstwerk.
Haus der Berliner Festspiele, Berlin Mi 29. November 2017 Do 30. November 2017 Fr 1. Dezember 2017 Sa 2. Dezember 2017 jeweils 20 h
»Die Menschen sterben und sie sind nicht glücklich,« sagt Caligula am Anfang des anderthalb stündigen Abends. Er stellt das fest, aber glauben können wir ihm an keiner Stelle, dass er nur »ein wenig glücklich sein möchte.« Constanze Beckers Caligula scheint im Trockengefrierverfahren jedes Leben und jede Menschlichkeit verloren zu haben. So sinnentleert die Figur von Mord zu Mord Richtung Selbstzerstörung stolziert, so wenig betrifft uns das, was auf der Bühne passiert. Antú Romero Nunes zielt hoch und stellt auch seinen Glauben an Theater, an Kunst in Frage. Sein groteskes Spektakel erzeugt Momente poetischer Absurdität und Kraft, wenn etwa die eben gemeuchelte Annika Meier virtuos wieder aufersteht. Das macht sie mit großer Verve. Aber anders als bei Richard III oder Orestie erreicht Nunes mit seiner Inszenierung die humanitäre Relevanz des Camus Textes nicht. »Wer alles versteht, handelt nicht«, heißt es am Ende. Und so verstehen wir vielleicht nicht Nichts, aber doch zu wenig.
Berliner Ensemble, Berlin Fr 29. September 2017 So 1. Oktober 2017 Mo 2. Oktober 2017 Di 10. Oktober 2017 Di 17. Oktober 2017 Mi 18. Oktober 2017 Mi 25. Oktober 2017 So 29. Oktober 2017 jeweils um 19:30
»Die Menschen sterben und sie sind nicht glücklich,« sagt Caligula am Anfang des anderthalb stündigen Abends. Er stellt das fest, aber glauben können wir ihm an keiner Stelle, dass er nur »ein wenig glücklich sein möchte.« Constanze Beckers Caligula scheint im Trockengefrierverfahren jedes Leben und jede Menschlichkeit verloren zu haben. So sinnentleert die Figur von Mord zu Mord Richtung Selbstzerstörung stolziert, so wenig betrifft uns das, was auf der Bühne passiert. Antú Romero Nunes zielt hoch und stellt auch seinen Glauben an Theater, an Kunst in Frage. Sein groteskes Spektakel erzeugt Momente poetischer Absurdität und Kraft, wenn etwa die eben gemeuchelte Annika Meier virtuos wieder aufersteht. Das macht sie mit großer Verve. Aber anders als bei Richard III oder Orestie erreicht Nunes mit seiner Inszenierung die humanitäre Relevanz des Camus Textes nicht. »Wer alles versteht, handelt nicht«, heißt es am Ende. Und so verstehen wir vielleicht nicht Nichts, aber doch zu wenig.
Berliner Ensemble, Berlin Fr 29. September 2017 So 1. Oktober 2017 Mo 2. Oktober 2017 Di 10. Oktober 2017 Di 17. Oktober 2017 Mi 18. Oktober 2017 Mi 25. Oktober 2017 So 29. Oktober 2017 jeweils um 19:30
Ein Sog, ein Brennen, ein Jahrhundertroman. Über 100 Jahre und 1200 Seiten umspannt der Roman von Nino Haratischwili, erzählt den Aufstieg und Fall des Kommunismus aus der Sicht von fünf Generationen der georgischen Familie Jaschi: Warum etwa aus dem freundlichen Kind Kostja ein gar nicht mehr freundlicher Großvater wird.
Jette Steckel schafft mit ihrer Bühnenfassung eine magische Adaption, aus dramatischen Episoden und heiteren Momenten, die den Zuschauer fast fünf Stunden in ihren Bann zieht. Die neun Spieler verweben die Verstrickungen ihrer Figuren mit dem System, mit den Herrschenden, mit den anderen, zu einen großen roten Teppich, der im Laufe des Abends Stück für Stück abgerollt wird. Sie tanzen, singen und spielen vor historischen Filmprojektionen und geben eine Ahnung davon, wie es hinter dem eisernen Vorhang gewesen sein könnte. Geschichte ist immer erstmal subjektiv – bevor Historiker bemüht sind eine Art Objektivität herzustellen. Jette Steckel bringt uns die Subjektivität der Figuren ganz nah und schreibt damit Geschichte.
Großes Kino, großes Theater. Stehende Ovationen.
Thalia Theater Hamburg
Di 11. April 2017 um 19 h
Sa 22. April 2017 um 19 h
So 23. April 2017 um 14 h
Sa 6. Mai 2017 um 19 h
So 7. Mai 2017 um 19 h
Mo 15. Mai 2017 um 19 h
Di 16. Mai 2017 um 19 h
Mi 28. Juni 2017 um 19 h
Do 29. Juni 2017 um 19 h
Fr 7. Juli 2017 um 19 h
Ein Sog, ein Brennen, ein Jahrhundertroman. Über 100 Jahre und 1200 Seiten umspannt der Roman von Nino Haratischwili, erzählt den Aufstieg und Fall des Kommunismus aus der Sicht von fünf Generationen der georgischen Familie Jaschi: Warum etwa aus dem freundlichen Kind Kostja ein gar nicht mehr freundlicher Großvater wird.
Jette Steckel schafft mit ihrer Bühnenfassung eine magische Adaption, aus dramatischen Episoden und heiteren Momenten, die den Zuschauer fast fünf Stunden in ihren Bann zieht. Die neun Spieler verweben die Verstrickungen ihrer Figuren mit dem System, mit den Herrschenden, mit den anderen, zu einen großen roten Teppich, der im Laufe des Abends Stück für Stück abgerollt wird. Sie tanzen, singen und spielen vor historischen Filmprojektionen und geben eine Ahnung davon, wie es hinter dem eisernen Vorhang gewesen sein könnte. Geschichte ist immer erstmal subjektiv – bevor Historiker bemüht sind eine Art Objektivität herzustellen. Jette Steckel bringt uns die Subjektivität der Figuren ganz nah und schreibt damit Geschichte.
Großes Kino, großes Theater. Stehende Ovationen.
Thalia Theater Hamburg
Di 11. April 2017 um 19 h
Sa 22. April 2017 um 19 h
So 23. April 2017 um 14 h
Sa 6. Mai 2017 um 19 h
So 7. Mai 2017 um 19 h
Mo 15. Mai 2017 um 19 h
Di 16. Mai 2017 um 19 h
Mi 28. Juni 2017 um 19 h
Do 29. Juni 2017 um 19 h
Fr 7. Juli 2017 um 19 h
Nicht gerade eine schöne Geschichte, die Oscar Wilde dramatisierte und Richard Strauss vertonte. Beide fasziniert von der christlich-mythologische Frauengestalt, die fortan weibliche Grausamkeit und erotische Schönheit zugleich verkörperte.
Claus Guth findet eine schlüssige Inszenierung für Strauss’ rauschhafte Musik und die scheinbar unerklärliche Grausamkeit der Salome. Aus dem Tanz der sieben Schleier macht er eine Rückschau in die Kindheit der Hauptfigur, so dass am Ende sieben Salomes über die Bühne tanzen.
Der 90 Minuten Abend ist auch stimmlich hochkarätig besetzt: Allison Oakes dramatisiert kongenial diese Zerrissenheit der Figur, der Gewalt angetan wurde und die am Ende Gewalt antut. Ein hörenswerter Abend.
Deutsche Oper Berlin
Fr 13.01.2017 um 20 h
Nicht gerade eine schöne Geschichte, die Oscar Wilde dramatisierte und Richard Strauss vertonte. Beide fasziniert von der christlich-mythologische Frauengestalt, die fortan weibliche Grausamkeit und erotische Schönheit zugleich verkörperte.
Claus Guth findet eine schlüssige Inszenierung für Strauss’ rauschhafte Musik und die scheinbar unerklärliche Grausamkeit der Salome. Aus dem Tanz der sieben Schleier macht er eine Rückschau in die Kindheit der Hauptfigur, so dass am Ende sieben Salomes über die Bühne tanzen.
Der 90 Minuten Abend ist auch stimmlich hochkarätig besetzt: Allison Oakes dramatisiert kongenial diese Zerrissenheit der Figur, der Gewalt angetan wurde und die am Ende Gewalt antut. Ein hörenswerter Abend.
Deutsche Oper Berlin
Fr 13.01.2017 um 20 h
Was mit neun Toten enden soll beginnt mit einem Satz. Richard springt mitten in die Handlung und rührt die große Trommel: „Now is the winter of our discontent.“ Jörg Pohl turnt, tanzt und trommelt einen Richard, der ganz menschlich und nachvollziehbar bleibt, auch wenn er sich Mord um Mord tiefer in die Düsternis begibt.
Antú Romero Nunes wirft mit acht fabelhaften Spielern einen klugen und differenzierten Blick auf Shakespeares Drama. Das Böse kann grotesk sein, absurd, heiter. Die Schlächter von Srebrenica sollen liebevolle Familienväter gewesen sein. Wie passen Grausamkeit, Liebeshunger und Zärtlichkeit zusammen? Jörg Pohl erzählt uns das so schlüssig wie virtuos.
Dem Ensemble gelingt ein großer freier Abend, durchweht von Ahnungen der Menschlichkeit – und entlässt uns erstaunlich zuversichtlich.
Thalia Theater Hamburg
Sa 12. November 2016 um 15 h
So 13. November 2016 um 19 h
Do 8. Dezember 2016 um 20 h
Di 13. Dezember 2016 um 20 h
Mo 19. Dezember 2016 um 20 h
Sa 17. Juni 2017 um 20 h
So 18. Juni 2017 um 19 h
Mo 3. Juli 2017 um 20 h
Di 4. Juli 2017 um 20 h
Was mit neun Toten enden soll beginnt mit einem Satz. Richard springt mitten in die Handlung und rührt die große Trommel: „Now is the winter of our discontent.“ Jörg Pohl turnt, tanzt und trommelt einen Richard, der ganz menschlich und nachvollziehbar bleibt, auch wenn er sich Mord um Mord tiefer in die Düsternis begibt.
Antú Romero Nunes wirft mit acht fabelhaften Spielern einen klugen und differenzierten Blick auf Shakespeares Drama. Das Böse kann grotesk sein, absurd, heiter. Die Schlächter von Srebrenica sollen liebevolle Familienväter gewesen sein. Wie passen Grausamkeit, Liebeshunger und Zärtlichkeit zusammen? Jörg Pohl erzählt uns das so schlüssig wie virtuos.
Dem Ensemble gelingt ein großer freier Abend, durchweht von Ahnungen der Menschlichkeit – und entlässt uns erstaunlich zuversichtlich.
Thalia Theater Hamburg
Sa 12. November 2016 um 15 h
So 13. November 2016 um 19 h
Do 8. Dezember 2016 um 20 h
Di 13. Dezember 2016 um 20 h
Mo 19. Dezember 2016 um 20 h
Sa 17. Juni 2017 um 20 h
So 18. Juni 2017 um 19 h
Mo 3. Juli 2017 um 20 h
Di 4. Juli 2017 um 20 h
Der Art Center CAMPO in Ghent bittet Milo Rau ein Kinderstück mit belgischen Kindern zu machen. Nichts ist für ihn naheliegender als ein Stück über Marc Dutroux zu entwickeln. Belgien – KInder – Dutroux. Es heißt »Five Easy Pieces«, wie eine Fingerübung von Igor Strawinsky. Easy ist in diesem Reenactment aber gar nichts. Der Stoff hat es in sich. Der Zuschauer wird konfrontiert mit dem Zuschauen im Theater, mit Voyeurismus und mit Unerhörtem, was man nicht hören will – von Kindern noch viel weniger.
Die sieben Kinder zwischen 8 und 13 Jahren spielen und singen alles, ausser Marc Dutroux. Der bleibt eine Leerstelle, den will keiner spielen. Es gibt immer wieder Momente im Stück, an denen fragt man sich, ob es an Kindesmissbrauch grenzt, Kinder mit diesen Texten auf die Bühne zu stellen. Am Ende bekommt man das Gefühl, die Kinder nehmen das spielen als Spiel und nur die Erwachsenen haben ein Thema mit diesen existentiellen Themen. Großer erleichternder Applaus am Ende und viele intensive Bilder mit denen man nach Hause geht.
Sophiensäle Berlin
Sa 2. Juli 2016 um 19:30 h
So 3. Juli 2016 um 19:30 h
TOpublic Festival Oslo, Norwegen
7. und 8. Juli 2016 19 h
Singapore International Festival of Arts, Victoria Theatre Singapur
18. bis 20. August 2016 um 20 h
Münchner Kammerspiele, München
1. bis 3. Oktober 2016
Frascati Theater Amsterdam
Fr 10 Februar 2017 um 20:30 h
Sa 11 Februar 2017 um 20:30 h
Sick Festival, Manchester
Do 23 – Sa 25 März 2017
Der Art Center CAMPO in Ghent bittet Milo Rau ein Kinderstück mit belgischen Kindern zu machen. Nichts ist für ihn naheliegender als ein Stück über Marc Dutroux zu entwickeln. Belgien – KInder – Dutroux. Es heißt »Five Easy Pieces«, wie eine Fingerübung von Igor Strawinsky. Easy ist in diesem Reenactment aber gar nichts. Der Stoff hat es in sich. Der Zuschauer wird konfrontiert mit dem Zuschauen im Theater, mit Voyeurismus und mit Unerhörtem, was man nicht hören will – von Kindern noch viel weniger.
Die sieben Kinder zwischen 8 und 13 Jahren spielen und singen alles, ausser Marc Dutroux. Der bleibt eine Leerstelle, den will keiner spielen. Es gibt immer wieder Momente im Stück, an denen fragt man sich, ob es an Kindesmissbrauch grenzt, Kinder mit diesen Texten auf die Bühne zu stellen. Am Ende bekommt man das Gefühl, die Kinder nehmen das spielen als Spiel und nur die Erwachsenen haben ein Thema mit diesen existentiellen Themen. Großer erleichternder Applaus am Ende und viele intensive Bilder mit denen man nach Hause geht.
Sophiensäle Berlin
Sa 2. Juli 2016 um 19:30 h
So 3. Juli 2016 um 19:30 h
TOpublic Festival Oslo, Norwegen
7. und 8. Juli 2016 19 h
Singapore International Festival of Arts, Victoria Theatre Singapur
18. bis 20. August 2016 um 20 h
Münchner Kammerspiele, München
1. bis 3. Oktober 2016
Frascati Theater Amsterdam
Fr 10 Februar 2017 um 20:30 h
Sa 11 Februar 2017 um 20:30 h
Sick Festival, Manchester
Do 23 – Sa 25 März 2017
Dieser Abend ist »Forced Entertainment«. Das Performance Kollektiv aus Sheffield macht seinem Namen alle Ehre. »Real Magic« bringt die großen Themen des Lebens auf den Punkt: Veränderung, Wandel, Umbruch. Und die Einschränkungen, die wir uns selbst auferlegen. Eine Metapher für Wegschauen, Grenzenschließen, Brexit.
Die Versuchsanordnung von »Real Magic« bewegt sich zwischen Spielshow und Zaubervorführung. Gedanken sollen gelesen werden. Eine winzige Szene aus dem Cabaret, die wir am Ende 36 Mal gesehen haben. Die drei Spieler Claire Marshall, Jerry Killick und Richard Lowdon zelebrieren in der Tradition Becketts die Absurdität des Scheiterns. Eine Niederlage nach der anderen wird vorgeführt. Ein Kandidat wird vorgeführt. Rollenwechsel.
Optimismus und Hoffnung bleiben bis zum Schluss. Und so ausweglos und unentrinnbar das Script, so sehr hofft man auf Erlösung. Eine pralle, rasend komische Show, bei der alle Beschreibungen scheitern müssen: Man muss »Real Magic« einfach sehen. Brillant.
Hebbel am Ufer, HAU2, Berlin
Fr 3. Juni 2016 um 20:30 h
Sa 4. Juni 2016 um 20:00 h
Show in English
Dieser Abend ist »Forced Entertainment«. Das Performance Kollektiv aus Sheffield macht seinem Namen alle Ehre. »Real Magic« bringt die großen Themen des Lebens auf den Punkt: Veränderung, Wandel, Umbruch. Und die Einschränkungen, die wir uns selbst auferlegen. Eine Metapher für Wegschauen, Grenzenschließen, Brexit.
Die Versuchsanordnung von »Real Magic« bewegt sich zwischen Spielshow und Zaubervorführung. Gedanken sollen gelesen werden. Eine winzige Szene aus dem Cabaret, die wir am Ende 36 Mal gesehen haben. Die drei Spieler Claire Marshall, Jerry Killick und Richard Lowdon zelebrieren in der Tradition Becketts die Absurdität des Scheiterns. Eine Niederlage nach der anderen wird vorgeführt. Ein Kandidat wird vorgeführt. Rollenwechsel.
Optimismus und Hoffnung bleiben bis zum Schluss. Und so ausweglos und unentrinnbar das Script, so sehr hofft man auf Erlösung. Eine pralle, rasend komische Show, bei der alle Beschreibungen scheitern müssen: Man muss »Real Magic« einfach sehen. Brillant.
Hebbel am Ufer, HAU2, Berlin
Fr 3. Juni 2016 um 20:30 h
Sa 4. Juni 2016 um 20:00 h
Show in English
Cate Blanchett ist eine Wucht. Allein für sie lohnt sich die Filminstallation »Manifesto«. Julian Rosefeldt inszeniert 12 filmische Episoden zu 12 großen Strömungen der Kunst des 20. Jahrhunderts: vom Futurismus über DADA, Minimal Art bis hin zu Dogma. Er montiert unzählige Originalzitate aus Manifestos von rund 70 männlichen Autoren, wie Rodtschenko, Kandinsky, Schwitters, John Cage oder Werner Herzog, die die textliche Grundlage der Filme bildet.
In hollywood-reifer Perfektion und klar definierter Ästhetik erlebt man Cate Blanchett als weibliche Protagonistin in diesen 12 Szenen ihre Sogkraft entwickeln. Sie leiht ihre Stimme und ihren Körper und das erzeugt zwischen Bild- und Textebene ein flirrendes Spannungsfeld aus kritischer Distanz und ironischer Überhöhung – in Figuren wie einer Grundschullehrerin, einer Puppenspielerin, einer Brokerin, einer Trauerrednerin und einer Obdachlosen.
Absolut sehenswert.
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin
Bis 10. Juli 2016
Ruhrtriennale, Kraftzentrale Duisburg
13. August bis 24. September 2016
Di–So: 13.00–20.00 Uhr
Die Fernsehpremiere wird im Bayerischen Fernsehen sein. Villa Stuck, München
16. Februar – 21. Mai 2017
Di–So 11–18 h, erster Freitag im Monat bis 22 h
Cate Blanchett ist eine Wucht. Allein für sie lohnt sich die Filminstallation »Manifesto«. Julian Rosefeldt inszeniert 12 filmische Episoden zu 12 großen Strömungen der Kunst des 20. Jahrhunderts: vom Futurismus über DADA, Minimal Art bis hin zu Dogma. Er montiert unzählige Originalzitate aus Manifestos von rund 70 männlichen Autoren, wie Rodtschenko, Kandinsky, Schwitters, John Cage oder Werner Herzog, die die textliche Grundlage der Filme bildet.
In hollywood-reifer Perfektion und klar definierter Ästhetik erlebt man Cate Blanchett als weibliche Protagonistin in diesen 12 Szenen ihre Sogkraft entwickeln. Sie leiht ihre Stimme und ihren Körper und das erzeugt zwischen Bild- und Textebene ein flirrendes Spannungsfeld aus kritischer Distanz und ironischer Überhöhung – in Figuren wie einer Grundschullehrerin, einer Puppenspielerin, einer Brokerin, einer Trauerrednerin und einer Obdachlosen.
Absolut sehenswert.
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin
Bis 10. Juli 2016
Ruhrtriennale, Kraftzentrale Duisburg
13. August bis 24. September 2016
Di–So: 13.00–20.00 Uhr
Die Fernsehpremiere wird im Bayerischen Fernsehen sein. Villa Stuck, München
16. Februar – 21. Mai 2017
Di–So 11–18 h, erster Freitag im Monat bis 22 h
»How can moments go so slow?«, singt Brian Eno und dazu bewegen sich elf Tänzer in Zeitlupe. Man merkt wie erstaunlich Enos Nummer »Golden Hours« zu Anne Teresa De Keersmaekers Stil passt. Nach dem Intro entwickelt sich »(Golden Hours) As you like it« dann zu einem Handlungsballett des 18. Jahrhundert, mit Anleihen aus dem Ausdruckstanz. Performt wird Shakespeares Komödie »Wie es euch gefällt« (1599), sporadisch begleitet von Brian Enos Album »Another Green World« (1975) und eingeblendeten Dialogzitaten.
Die elf fabelhaften Tänzer illustrieren ausdrucksvoll und körperlich als sprächen sie die Dialoge innerlich. Für die Liebestollheit von Shakespeares Komödie interessiert sich De Keersmaeker aber nicht. Mit formaler Strenge gestaltet sie das Spiel um Sein und Schein, Liebe und Geschlecht, Identität und Freiheit. Ironische Noten sind spärlich. Und so bleibt Shakespeares Komödie eine kühle Interpretation – trotz der Verve und des Esprits der jungen Rosas Tanzcompany.
cultuurcentrum Hasselt, Belgien
Di 12. April 2016
STUK Kunstencentrum Leuven, Belgien
Fr 15. und Sa 16. April 2016
La Filature Mulhouse, Fankreich
Di 19. April 2016
Opéra de Lille, Frankreich
Di 26. und Mi 27. April 2016
Ruhrtriennale, Bochum
Do 22 bis Sa 24. September 2016
weitere Termine
»How can moments go so slow?«, singt Brian Eno und dazu bewegen sich elf Tänzer in Zeitlupe. Man merkt wie erstaunlich Enos Nummer »Golden Hours« zu Anne Teresa De Keersmaekers Stil passt. Nach dem Intro entwickelt sich »(Golden Hours) As you like it« dann zu einem Handlungsballett des 18. Jahrhundert, mit Anleihen aus dem Ausdruckstanz. Performt wird Shakespeares Komödie »Wie es euch gefällt« (1599), sporadisch begleitet von Brian Enos Album »Another Green World« (1975) und eingeblendeten Dialogzitaten.
Die elf fabelhaften Tänzer illustrieren ausdrucksvoll und körperlich als sprächen sie die Dialoge innerlich. Für die Liebestollheit von Shakespeares Komödie interessiert sich De Keersmaeker aber nicht. Mit formaler Strenge gestaltet sie das Spiel um Sein und Schein, Liebe und Geschlecht, Identität und Freiheit. Ironische Noten sind spärlich. Und so bleibt Shakespeares Komödie eine kühle Interpretation – trotz der Verve und des Esprits der jungen Rosas Tanzcompany.
cultuurcentrum Hasselt, Belgien
Di 12. April 2016
STUK Kunstencentrum Leuven, Belgien
Fr 15. und Sa 16. April 2016
La Filature Mulhouse, Fankreich
Di 19. April 2016
Opéra de Lille, Frankreich
Di 26. und Mi 27. April 2016
Ruhrtriennale, Bochum
Do 22 bis Sa 24. September 2016
weitere Termine
Eine Feder fällt vom Himmel: Elsa entgegen. Nicola Raab inszeniert den sagenhaften Stoff des Lohengrin atmosphärisch dicht und beweist einmal mehr, dass sie zu den Geschichtenerzählern unter den Regisseure gehört. Im kongenialen Zusammenspiel von Story-Telling, Bühnenbild, Kostüm- und Licht Design entsteht ein klarer und vielschichtiger Opernabend, ein Abend der großen Bilder – und leisen Töne.
Gemeinsam mit Lohengrin, hofft man, könnte man die Begrenztheit des Menschseins überwinden: mit der großen Liebe. Die fein ausgearbeiteten Charaktere der Figuren legen die transzendenten Aspekte der Geschichte frei: überragend singend und spielend Steven Humes als Heinrich. Unter der musikalischen Leitung von Alexander Vedernikov erlebt man höchsten Hörgenuss. Ein großer Wurf.
Oper Kopenhagen
Do 28. Januar 2016
So 31. Januar 2016
So 7. Februar 2016
Fr 12. Februar 2016
Di 1. März 2016
So 6. März 2016
Mi 9. März 2016
So 13. März 2016
Eine Feder fällt vom Himmel: Elsa entgegen. Nicola Raab inszeniert den sagenhaften Stoff des Lohengrin atmosphärisch dicht und beweist einmal mehr, dass sie zu den Geschichtenerzählern unter den Regisseure gehört. Im kongenialen Zusammenspiel von Story-Telling, Bühnenbild, Kostüm- und Licht Design entsteht ein klarer und vielschichtiger Opernabend, ein Abend der großen Bilder – und leisen Töne.
Gemeinsam mit Lohengrin, hofft man, könnte man die Begrenztheit des Menschseins überwinden: mit der großen Liebe. Die fein ausgearbeiteten Charaktere der Figuren legen die transzendenten Aspekte der Geschichte frei: überragend singend und spielend Steven Humes als Heinrich. Unter der musikalischen Leitung von Alexander Vedernikov erlebt man höchsten Hörgenuss. Ein großer Wurf.
Oper Kopenhagen
Do 28. Januar 2016
So 31. Januar 2016
So 7. Februar 2016
Fr 12. Februar 2016
Di 1. März 2016
So 6. März 2016
Mi 9. März 2016
So 13. März 2016